Antisemitismus im europäischen Schulunterricht

Das Verbundprojekt erforscht Dynamiken, Erscheinungsformen und Wirkungen des historischen und aktuellen Antisemitismus aus transdisziplinärer und transnationaler Perspektive in Europa. In länderübergreifenden Vergleichen wird anhand der Beispielländer Frankreich, Rumänien und Spanien die Verankerung der Antisemitismusprävention in den Lehrplänen und der schulischen Praxis untersucht. Es erfolgt eine Kooperation mit dem Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main und der Hebrew University in Jerusalem sowie mit Schulen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Rumänien. Weitere Praxispartner sind Mahn- und Gedenkstätten, NS-Dokumentationszentren sowie Jüdische Museen als außerschulische Lernorte.

Das Projekt zielt zum einen darauf ab, Schüler:innen eine nachhaltig verankerte Wertehaltung zu vermitteln, die sie befähigt, radikalen Positionen, Verhaltensweisen und Verschwörungsmythen entschlossen entgegenzuwirken. Zum anderen werden die Ergebnisse in digitalen Unterrichtsmaterialien zur Antisemitismusprävention im fächerübergreifenden europäischen Schulunterricht einfließen.

Das erste Flensburger Teilvorhaben (Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut und Eliza-Cristina Comsa) erforscht in vergleichender Perspektive, wie Antisemitismusprävention in Deutschland und Rumänien im Schulunterricht verankert ist und entwickelt hierzu digitales Unterrichtsmaterial mit speziellem Fokus auf die Fächer Deutsch bzw. Deutsch als Fremdsprache. Als osteuropäisches Land ist Rumänien aufgrund des Frontwechsels 1944 und seiner historischen deutschen Minderheit, aber auch aufgrund der prägenden Rolle jüdischer Stimmen im kulturellen und gesellschaftlichen Leben vor 1945 besonders interessant. In den letzten Jahren entwickelte sich der Umgang mit der Verantwortung für den Holocaust insofern positiv, als die gesellschaftlichen Debatten über die Gefahren des Antisemitismus zunahmen und die Einrichtung des Nationalen Instituts für das Studium des Holocaust in Rumänien Elie Wiesel beschlossen wurde. Zu prüfen ist, ob diese neuen erinnerungskulturellen Ansätze bereits in den Lehrplänen verankert sind oder ob dort jüdisches Leben und Antisemitismus ausgeblendet bleiben.

Das zweite Flensburger Teilvorhaben (Prof. Dr. Marco Thomas Bosshard, Dr. Benjamin Inal und Erduin Pérez de la Vega) erforscht analog hierzu Strategien der Antisemitismusprävention im Schulunterricht zwischen Deutschland und Spanien und konzentriert sich auf die Fächer Geschichte und Spanisch. Während Spanien aufgrund seiner formalen Neutralität während des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang mit dem Holocaust eine untergeordnete Rolle spielt, hat das Land dennoch eine lange antisemitische Tradition aufzuarbeiten, die bereits 1492 in der Vertreibung aller Juden gipfelte. In einer modernen Ausprägung ist Antisemitismus in Spanien seit der Wiederansiedlung von Juden ab dem späten 19. Jahrhundert neuerdings präsent und wird in den Lehrplänen erst seit kurzer Zeit explizit problematisiert.

Das Düsseldorfer Teilvorhaben (Prof. Dr. Ursula Hennigfeld und PD Dr. Kay Peter Jankrift) schließlich untersucht vergleichend die Antisemitismusprävention im Schulunterricht in Deutschland und Frankreich und nimmt die Fächer Politik und Französisch in den Blick. Hierbei wird den französischen Besonderheiten im Umgang mit Antisemitismus Rechnung getragen: Antisemitische Vorfälle im 19. Jahrhundert (z.B. die Dreyfus-Affäre), die Rolle der Vichy-Regierung und zeitgenössischer Antisemitismus (z.B. das Attentat 2015) werden in Frankreich zunehmend gesellschaftlich diskutiert. Das Projekt untersucht, wie die historischen und zeitgenössischen Formen von Antisemitismus in den Lehrplänen berücksichtigt werden, um Präventionsarbeit zu leisten.

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Kontakt

Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut

Verbundkoordination
Europa-Universität Flensburg
Institut für Germanistik
Auf dem Campus 1

24943 Flensburg

Prof. Dr. Marco Thomas Bosshard

Verbundpartner
Europa-Universität Flensburg
Institut für Romanistik
Auf dem Campus 1

24943 Flensburg

Prof. Dr. Ursula Hennigfeld

Verbundpartnerin
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Romanistik
Universitätsstr. 1

40225 Düsseldorf