EMPATHIA³
EMpowering Police officers And TeacHers In Arguing Against Antisemitism
Um Antisemitismus zu erkennen und wirksam zu begegnen, ist Wissen z.B. in den Bereichen jüdisches Leben, Antisemitismus als milieuübergreifendes Phänomen, Verschwörungserzählungen und Codes und Chiffren erforderlich. EMPATHIA³ zielt darauf ab, künftige Lehr- und Polizeikräfte für Belange und Bedarfe von Juden und Jüdinnen zu sensibilisieren und im Umgang mit den unterschiedlichen Formen des Antisemitismus handlungsfähig zu machen.
Polizeiliche Wahrnehmung von Antisemitismus. Ergebnisse einer Interviewstudie in NRW und Implikationen für die Polizeibildung
In der polizeilichen Arbeit ist Antisemitismus und seine Erscheinungsformen in mehreren Handlungsfeldern relevant. Dazu gehören u.a. Repression, Prävention, Lagebilder, Opferschutz und Dokumentation. Dabei obliegen der Polizei sehr unterschiedliche Einsatzfelder, die vom Objektschutz, der Begleitung von Großveranstaltungen und öffentlichen Räumen, der Sichtung von Internet und Social Media bis zur Schwerkriminalität reichen.
Im Rahmen des Projektes wurden von Juni bis Dezember 2022 Interviews (n=38) mit Polizeibeamt:innen an zehn Standorten in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Unter den Beteiligten waren u.a. Mitglieder von Staatsschutz, Wachdienst, Ständigem Stab und KMI Opferschutz. Polizeibeamt:innen haben oftmals Schwierigkeiten, das Phänomen Antisemitismus zu benennen, zu erkennen und einzuordnen. Dies stellt ein Problem dar, weil...
• ... justizielle Entscheidungen abhängig von Polizeiarbeit sind (z. B. § 46 StGB);
• ... die Polizei gesellschaftliche Entwicklungen erkennen, einordnen und darauf reagieren muss;
• ... die Polizei das Vertrauen und den Schutz Betroffener gewährleisten muss.
Implikationen für die Polizeibildung
• Antisemitismus und jüdisches Leben als Querschnittsthemen der polizeilichen Praxis verstehen
• Antisemitismus als mannigfaltiges und dynamisches Phänomen mit unterschiedlichen Erscheinungsformen verstehen
• Begegnungen ermöglichen und Empathie für Betroffenenperspektive schaffen
• Reflexion der polizeilichen Berufsrolle ermöglichen
Schulische Perspektiven auf jüdisches Leben und Antisemitismus in Deutschland – Intervention für angehende Lehrkräfte
Ein weiteres Projekt im Verbund EMPATHIA³ befasste sich mit der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Als gesellschaftlich relevante und demokratietragende Staatsbedienstete stehen Lehrkräfte besonders im Umgang mit Antisemitismus vor Herausforderungen. Gleichzeitig gibt es in Bezug auf Antisemitismus große Defizite in der Lehrkräfte(aus)bildung. Häufig liegen Wissensdefizite im Erkennen und Umgang mit Antisemitismus, ein geringes Problembewusstsein und teilweise latente oder auch manifeste Vorurteile vor.
Im Rahmen des Projektes wurde eine Intervention entwickelt, die durch einen Pre- und Post-Test zu Wissen und Einstellungen vor und nach der Intervention begleitet wurde. Die Intervention zielte auf unterschiedliche Wissensbedarfe ab und beinhaltete Kurzreferate, ein Planspiel zur Problematisierung und Sensibilisierung und didaktische Impulse und kritische Analysen zur Reflexion von Kernlehrplänen und Schulbüchern im Unterrichtskontext.
In Fokusgruppengesprächen wurden im Nachgang der Intervention, Erfahrungen, Ideen, Meinungen und Anregungen der Teilnehmenden gewonnen.
Implikationen für die Ausbildung von Lehrkräften
• Antisemitismus und jüdisches Leben als Querschnittsthemen der historisch-politischen Bildung verstehen
• Antisemitismus als vielschichtiges Phänomen verstehen und erkennen
• Historische Kontinuitäten und aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus reflektieren
• Begegnungen ermöglichen und Empathie für Betroffenenperspektive schaffen
• Reflexion der eigenen Rolle als Lehrkraft ermöglichen
Die Pilotierung der Intervention wurde im Sommersemester 2025 an der Ruhr-Universität Bochum im lehramtsbezogenen Bachelor of Arts und Master of Education durchgeführt.
- "Zusatztermin zum »Testsamstag«", Artikel in der Jüdischen Allgemeine, 11.11.2019
- SWR Aktuell im Gespräch mit Sarah Jahn über die Sensibilierung von Polizeikräften, Beitrag vom 24.10.23 (Quelle: SWR Aktuell Radio)
- Interview mit Prof. Dr. Nicola Brauch und Dr. Marc Grimm im Magazin Campus-Schulmanagement zum Thema Antisemitismus in Schulen, Artikel vom 01.12.23.
- Bericht zum Hochschultag der Hessischen Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit zum Thema: „Polizeialltag und Antisemitismus“, Pressemitteilung vom 29.11.2023
- Interview mit Marc Grimm und und Nicola Brauch: "Mit Empathie gegen Antisemitismus" im online-Magazine Campus Schulmanagement: https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/mit-empathie-gegen-antisemitismus-nicola-brauch-marc-grimm, 23.06.2025
Alle Mitarbeiter:innen auf einem Blick
- Nicola Brauch, Prof. Dr. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Nadeem Elias Khan, M.A. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Marcel Mierwald, Dr. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Lena Wendler, B.A. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Sarah V. Vosding, M.A. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Jana Habig, M.A. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Evangelos Safralis (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Mike Erdtmann, B.A. (Ruhr-Universität Bochum/Historisches Institut)
- Alexandra Cuffel, Prof. Dr. (Ruhr-Universität Bochum/Ceres)
- Jonna-Margarethe Mäder, M.A. (Ruhr-Universität Bochum/Ceres)
- Volker Beck (Tikvah Institut gemeinnützige UG)
- Anna Bertram (Tikvah Institut gemeinnützige UG)
- Deidre Berger (Tikvah Institut gemeinnützige UG)
- Marc Grimm, Dr. (Universität Bielefeld/Fakultät für Erziehungswissenschaft)
- Vanessa Walter (Universität Bielefeld/Fakultät für Erziehungswissenschaft)
- Ulrich Trautwein, Prof. Dr. (Eberhard-Karls-Universität Tübingen/Hector Institut für Empirische Bildungsforschung)
- Lisa Zachrich, Dr. (Eberhard-Karls-Universität Tübingen/Hector Institut für Empirische Bildungsforschung)
- Sarah Jadwiga Jahn, Dr. (Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW)
- Natalia Kajzer (Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW)
-
19. Nov 25
09:00 - 16:00Fachtag
Antisemitismus in der Polizeiausbildung
EMPATHIA³ | HSPV NRW
Publikationen
-
EMPATHIA³: Baier, Jakob/Grimm, Marc/Jahn, Sarah Jadwiga/Frommer, Jana-Andrea: Wahrnehmung von Antisemitismus und jüdischem Leben bei der Polizei Ergebnisse einer Befragung von Polizist:innen in Nordrhein-Westfalen, in: RadiX – Zeitschrift für Radikalisierungsforschung und Prävention, 1(1), 2025, S. 63–82 .
-
EMPATHIA³: Frommer, Jana-Andrea: Empathie als Schlüsselkompetenz der Antisemitismusprävention in der ethisch-politischen Bildung der Polizei , in: Jahn, Sarah Jadwiga/Frommer, Jana-Andrea Frommer (Hrsg.): Antisemitismusprävention durch ethisch-politische Bildung der Polizei, Wiesbaden 2024, S. 21–42 .
-
EMPATHIA³: Frommer, Jana-Andrea/ Jahn, Sarah Jadwiga: Polizeiliche Wahrnehmungen von Antisemitismus und jüdischem Leben – Implikationen für die Polizeibildung , in: Polizeiakademie Niedersachsen (Hrsg.): Tagungsband Kongress Netzwerk Demokratiestarker Polizei II, Polizei und Demokratiearbeit, Forschung, Projekte und Diskurse, Nienburg/Weser 2024, S. 63–74 .
Im Web
Kontakt
Natalia Kajzer
Jana-Andrea Frommer
Prof. Dr. Nicola Brauch
Ruhr-Universität Bochum
Sarah V. Vosding
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Alexandra Cuffel
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
Hector Institut für Empirische Bildungsforschung
Dr. Sarah Jadwiga Jahn
Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
Dr. Marc Grimm
Universität Bielefeld
Volker Beck
Tikvah Institut gUG