Jüdische Perspektiven auf den 9. November 1938 und die deutsche Erinnerungskultur (Teil I)

Die „Novemberpogrome“ des 9. November 1938 jährten sich in diesem Jahr zum 84. Mal. Zu diesem Anlass sprachen wir mit Wissenschaftler:innen aus zwei Projekten, die sich vor allem der jüdischen Perspektive widmen, über die Relevanz dieses Tages für Jüdinnen und Juden heute in Deutschland.

Frau Offenberg, der 09. November 1938 hat für die deutsch-jüdische Geschichte eine schwerwiegende Bedeutung. Mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen wird die Erinnerung an die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im nationalsozialistischen Deutschland mahnend wachgehalten. Wie nehmen Jüdinnen und Juden diesen Tag wahr? Welche Relevanz hat er für sie?

Offenberg: Der 9. November ist ein Tag, der diese Verfolgungsgeschichte, der die Shoah, eigentlich zu einer Lokalgeschichte macht, weil natürlich die jüdischen Gemeinden hier in Deutschland an den historischen Orten leben, in denen Synagogen gebrannt und die Verfolgungen ihren Ausgang genommen haben. In meiner Gemeinde in Hameln beispielsweise haben wir eine neue Synagoge auf dem Grundstück der 1938 verbrannten Synagoge gebaut. Diese Orte haben eine große Symbolkraft, egal ob es noch erhaltene sind, die irgendwie diesen Brand überstanden haben (weil sie eingebaut waren und deshalb nicht angezündet wurden) oder ob sie vernichtet waren. Das ist der Ort, an dem sich die Shoah in einer Stadt ganz konkret manifestiert und damit ist es auch heute ein Bezugspunkt für viele Jüdinnen und Juden, die sich eher säkular verstehen und nicht die Synagoge besuchen, um zum Gottesdienst zu gehen. Es der Ort von jüdischer Identität und auch Identifikation mit der Geschichte. Judentum ist bekanntlich nicht nur Religion, sondern sehr viel mehr: Geschichte, Kultur, Familiengeschichte und auch Volkszugehörigkeit. Viele verstehen ihre Art und Weise, heute jüdisch zu leben und mitunter manche Rituale zu praktizieren – zum Beispiel Schabbat halten oder das Schabbatessen – als ein Sich-Hineinschreiben in eine historische Kontinuität. Da spielen dann natürlich solche Daten eine Rolle. Der 9. November hat auch eine sehr wichtige Funktion in der jüdischen Gemeinschaft hier in Deutschland, die sehr divers ist und in der die Mehrheit überhaupt keine deutschen Wurzeln hat, indem er ein gemeinsames Narrativ schafft und eine lokale Identifikation anbietet.

Sie haben in Ihrem Projekt Interviews mit Jüdinnen und Juden geführt und sie nach ihrer Ritualpraxis befragt. Können Sie in den Interviews Unterschiede bezüglich des Stellenwerts dieses Gedenktages zwischen den Generationen feststellen?

Offenberg: Wir arbeiten noch genau daran, solche Querschnittsaussagen zu treffen, aber man kann doch so nach einem ersten Eindruck sagen, dass der 9. November für alle Generationen wichtig ist, für Jung und Alt. Aber im Grunde genommen ist damit auch die Frage verbunden, wie gehen Menschen mit ihrer jüdischen Sichtbarkeit um? Wir haben wahrscheinlich nicht genug Interviews, um tatsächlich eine qualitativ repräsentative Aussage zu machen, aber es ist der Eindruck entstanden, dass Menschen, die in den 1960er und 1970er Jahren aufgewachsen sind, also die zweite Generation, viel weniger eine jüdische Sichtbarkeit praktiziert haben als die Generation der heute zwischen 20- und 30-Jährigen. Ich würde vermuten, dass rührt aus einer tiefen Verunsicherung gegenüber der nichtjüdischen Umwelt her und einer viel dichteren generationalen Nähe zur Shoah. Die jüngeren Leute sind immer ganz drauf erpicht, zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen Chanukka-Leuchter zu zünden; sie finden es toll oder setzen sich eher dafür ein, dass sie an jüdischen Feiertagen frei haben. Sie verhandeln ihr Jüdischsein sehr viel offensiver als frühere Generationen, also die heute so um die 70 oder 60 sind. Diese hielten sich über ihr Jüdischsein, etwa an ihren Arbeitsstellen, eher bedeckt oder haben es maximal mit der Leitung geklärt, dass an einem bestimmten Feiertag frei ist. Jüngere Leute sind da viel offener.

Wie nehmen die ehemals sowjetischen Juden und deren Nachkommen den 9. November wahr? Das ist ja kein Narrativ, das ihnen in die Familiengeschichte eingeschrieben ist. Wird es aber dennoch aufgegriffen und im Grunde genommen auch weitergeführt?

Offenberg: Es ist eine Form der Gedenkkultur, die in den Gemeinden stattfindet, das ist ja nicht etwas Privates. Die Frage ist, ob jemand zu solchen Gedenkveranstaltungen kommt. Aus den Interviews heraus kann ich das jetzt nicht so eindeutig beantworten, aber ich würde schon sagen, dass Gemeindemitglieder es als ein wichtiges Datum empfinden. Es hat eben auch einen integrierenden Charakter, weil es eine Identifikation mit der lokalen Gemeinde betont und der konkreten Ereignisse, die an diesem Tag, in dieser Nacht dort passiert sind. Von meiner Gemeinde in Hameln weiß ich – sie besteht zu 95 Prozent aus Zuwanderer:innen – da ist ein reger Besuch! Wer gesundheitlich kann, kommt in die Synagoge, sie ist sehr, sehr gut besucht, diese Gedenkveranstaltung, obwohl das nicht ihre individuelle persönliche Geschichte ist, aber sie identifizieren sich damit und finden es wichtig, dass das weitergegeben wird.

Gedenkveranstaltungen werden ja nicht nur von den Gemeinden veranstaltet. Es gibt auch viele andere Gedenkveranstaltungen – aber gibt es noch so viele wie vor dem Mauerfall? Ist eventuell der 9. November 1938 nach dem Mauerfall am 9. November 1989 etwas in den Hintergrund gerückt? Beschäftigt das ihre jüdischen Gesprächspartner:innen?

Offenberg: Da sind wahrscheinlich wenige Vergleichsmöglichkeiten, die meisten sind jünger oder zugewandert und erst zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung hierhergekommen. Ich glaube, es ist, wie gesagt, ein generationeller Unterschied. Ältere Leute, die in den 60er, 70er Jahren hier groß geworden sind, die haben ganz kleine Gemeinden erlebt, ganz kleine. Und diese kleinen Gemeinden bestanden eigentlich aus traumatisierten Personen. Insofern leben wir heute in einer anderen Zeit, einfach zahlenmäßig durch die Zuwanderung. Und natürlich sind wir jetzt zwei Generationen weiter.  Das Thema verliert nicht an Bedeutung, aber es verliert vielleicht an seelischer Betroffenheit. Also Leute können das tatsächlich als Gedenkkultur, eher als einen historisch-politischen Akt begehen, als zu sagen, „das ist der einzige Akt im Jahr, wo die jüdischen Gemeinden nach außen hin öffentlich sichtbar waren“. Was aus den Interviews doch erkennbar ist, ist. dass Leute immer die Augen verdrehen, weil sie nur in Bezug auf die Shoah oder auf Israel als jüdisch wahrgenommen werden. Deshalb betonen sie immer, dass Judentum sehr viel mehr ist als nur Tod und der Nahost-Konflikt. Sie legen deshalb auch Wert darauf, entweder Leute zu sich nach Hause einzuladen, zum Beispiel zum Schabbatessen, aber das sind dann doch eher Freunde, es zumindest im Freundeskreis nicht zu verstecken, oder sich auch aktiv an "Meet-a-Jew" oder ähnlichen Initiativen zu beteiligen. Sie wollen eben ein lebendigeres Bild von Judentum vermitteln. Das steht aber nicht unbedingt dem entgegen, dass sie etwa sagen, wir wollen den 9. November und diese Tage nicht mehr. Die sind wichtig, aber sie wollen nicht reduziert werden auf diesen einen Tag im Jahr. Das passiert aber leider, und so wird eine enorme Fremdheitserfahrung produziert, die manchmal schwer abzugrenzen ist gegen, ja doch, so leicht antisemitisch angehauchte Positionen, dass Leute immer in eine Box gesteckt werden, beispielsweise Absolution für die deutsche Vergangenheit zu geben. Das kommt vor und ich denke, beides gehört zusammen und niemand von den jüdischen Partnern würde etwas aufgeben. Wir würden nie den 9. November aufgeben, um zu sagen „Nein, wir sind ja gar nicht nur so ein ‚Shoah-Judentum‘.“ Sie sagen: „Das machen wir und daneben wollen wir mehr Sichtbarkeit und mehr Selbstverständlichkeit von jüdischem Leben in der deutschen Gesellschaft, indem wir nicht immer so eine Extrawurst gebraten bekommen, sondern dass es Teil einer diversen pluralen Gesellschaft ist, jüdische Feiertage zu begehen und nicht nur christliche Symbole irgendwo auszustellen, sondern auch beispielsweise vielleicht eine Schaufensterdekoration in einem Kaufhaus für Chanukka zu gestalten. Ja, viele Dinge, die Alltäglichkeit symbolisieren, sind doch sehr schwer. Zum Beispiel gibt es wenig koschere Geschäfte oder Restaurants; oder die Selbstverständlichkeit, auch in einen Supermarkt zu gehen und man kriegt da auch was Jüdisches. Man muss nicht immer nur so in einem Spartenbereich hineingehen, und das ist in anderen Ländern aber anders. Viele beziehen sich immer auf Großbritannien und USA, auch auf Frankreich, nicht nur auf Israel und dessen jüdische Mehrheitsgesellschaft. In anderen Ländern wird diese christliche Normativität der ganzen Kultur irgendwie offener, diverser gehandhabt.

Klein: Ich habe (aus beruflichen Gründen) immer auch die Erfahrung aus Curaçao, einer Gesellschaft ohne Antisemitismus. Warum gibt es in Curaçao keinen Antisemitismus? Warum ist es dort so normal, jüdisch zu sein, ohne dass es etwas Ungewöhnliches ist oder als ungewöhnlich wahrgenommen wird innerhalb der Gesellschaft? Und es auch interessanterweise Phänomene gibt, dass sich viele einen Davidstern umhängen, einem riesengroßen Davidstern. Das sind oft People of Color und die sich zurückführen auf eine nicht unproblematische Geschichte, dass ihre Vorfahren auch von jüdischen Sklavenbesitzern mit schwarzen oder farbigen Mätressen gezeugt wurden. Diejenigen aber, die aus diesen Verbindungen stammen und sich dessen sehr wohl bewusst sind („Mein Großvater, Urgroßvater, Ururgroßvater war Jude“), sehen dies oft als positiven Teil ihrer Identität. „Ja, es gibt einen jüdischen Anteil in meiner Familiengeschichte und der ist weiterhin präsent und auch Teil der familiären Weitergabe von Erinnerung und einer familiären Zuordnung.“ Das fand ich immer wieder sehr bemerkenswert, meine Beobachtung, die ich da gemacht habe. Für viele Mitglieder in der Gemeinde von Curaçao ist es erschreckend, wenn sie entweder in den Niederlanden oder den USA, aber vor allem in den Niederlanden, mit einem doch auch in den Niederlanden herrschenden massiven Antisemitismus konfrontiert sind. Dort verbergen sie dann ihre jüdische Identität. Das ist eine ganz andere Lebenserfahrung für sie ist als die in Curaçao.

Nochmal zurück nach Deutschland: Die Zuwanderung der ehemals sowjetischen Juden und Jüdinnen nach Deutschland war auch eine Folge des 9. Novembers 1989. Wird auch diese Verbindung mit diesem Datum gezogen?

Offenberg: Ja, es ist eine Folge der Wende und man muss sagen: Es ist ein Abschiedsgeschenk der ersten und einzigen demokratisch gewählten DDR-Regierung gewesen, dass in der Regierungserklärung im April 1990 erklärt wurde, wir wollen die Politik der DDR gegenüber der Vergangenheit und auch gegenüber dem Staat Israel revidieren und nie wieder die Türen vor Flüchtlingen schließen und sollte jemand vor der Tür stehen, öffnen wir sie. Das ist dann tatsächlich wenige Tage später von den ersten Leuten beim Wort genommen worden, die kamen hier mit zwei Koffern und als Touristen an und sagten: „Wir gehen nicht zurück.“ Sie sind von den Bürgerrechtlern aufgenommen worden, die dann solche Gremien schufen wie den „Ausländerbeirat“ oder „Ausländerbeauftragte“. Es gab gar keine Strukturen für Asylrecht oder Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen. Die sind alle damals erst entstanden und dann nach der deutschen Vereinigung erstmal provisorisch fortgeführt worden. Später wurden sie von der Innenministerkonferenz in den Beschluss der Kontingentflüchtlinge umgewandelt. Aber es wäre tatsächlich nicht ohne die demokratische, bürgerrechtlich orientierte Bewegung passiert. […] Als Datum wird das aber nicht am 9. November festgemacht.

Wie erleben denn Ihre Interviewpartner:innen ihr Jüdischsein in Deutschland?

Offenberg: Ich möchte in diesem Rahmen gerne einige Interviewpartner:innen über ihre Beziehung zur Shoah und was diese für ihr heutiges jüdisches Leben in Deutschland bedeutet bzw. ihr jüdisches Selbstverständnis zitieren. Eine ist Künstlerin, zweite Generation, da spielt die Shoah sehr stark eine Rolle. Sie hat verschiedene Kunstgegenstände und Denkmäler gemacht, zum Beispiel eins zu Kindern von Zwangsarbeiterinnen. Eine andere erzählt von Erfahrungen mit einer Initiative von Jugendlichen, also gut gemeint, die haben eine Mahnwache gemacht an einem jüdischen Denkmal, um zu verhindern, dass es geschändet wird. Ich bin jetzt nicht sicher, ob es jetzt auch am 9. November war. Jedenfalls sie kam dahin, hat sich interessiert und gefragt: „Seid ihr jüdisch?“ worauf die Kinder antworteten: „Nein, nein, wir sind normal.“ Also selbst von Gutwilligen wird es immer dieses „Us and them“ also „wir und die anderen“ noch unterteilt. Das schmerzt Viele, dass ihnen immer wieder klar gemacht wird, sie gehören nicht dazu. Oder diese gutgemeinte, aber furchtbar schlechte Ausgrenzung, dass ein Lehrer zu einem Mädchen sagt: „Also nächste Woche nehmen wir die Shoah dran, du kannst dann ja zu Hause bleiben, brauchst nicht zu kommen. Vielleicht wird dir das zu schwer.“ Andere beschreiben, dass bei antisemitischen Erfahrungen, die sie z.T. auch nur vom Hören-Sagen kennen, oder was sie aus den Medien wahrnehmen, ihnen immer hoch kommt, was ihre Eltern ihnen als Mahnung, Warnung gegen die Deutschen mitgegeben haben. Das sind dann solche Retraumatisierungen. Oder es kommt dann immer wieder, zum Beispiel bei der Beschneidungsdebatte, hoch oder wenn es ums Schächten geht, also diese Klassiker von auch antisemitischen Instrumenten. Das führt mitunter auch zu Existenzängsten. Für einen anderen wiederum, einen Amerikaner, war der Umzug nach Deutschland ein bewusster politischer Akt und er stellt auch seine Menora, die er von seiner Großmutter geerbt hat, immer sehr sichtbar auf. Viele erleben bei Begegnungen mit Nichtjuden häufig so ein Schweigen, weil dann auf einmal so ein Film abläuft „Ah, der ist Shoah“, oder tatsächlich auch so eine überraschte Reaktion: „Ach, du bist jüdisch? Ich dachte, nach der Shoah gibt's gar keine Juden mehr hier in Deutschland.“ Und dann ist es natürlich noch eine Frage von Generationen, also früh nach 1945 Geborene haben mehr Distanz zu älteren Deutschen aus Misstrauen, wo und was sie gemacht haben könnten. Oder ein Absetzen der Kippa in der Öffentlichkeit und der Verzicht auf Ketten mit Davidstern, Sichtbarkeit als jüdisch im Straßenbild. Manche benutzen es aber auch aktiv als einen Auftrag zum Zeugnisablegen, zum Aufklären, zum Kampf gegen Antisemitismus, zum Kampf gegen diese Fremdheit, indem sie sich in verschiedenen Institutionen wie Meet-a-Jew und Gedenkinitiativen engagieren.  Ich glaube, es gibt einen Unterschied in den Generationen, dass die heute zwischen 20- und 30-Jährigen ihre Altersgenossen viel unkomplizierter in solche Initiativen miteinzubeziehen als es ihre Eltern oder Großeltern taten.

Klein: Für mich stellt sich die Frage: Wie könnte mehr Normalität zwischen Juden und Nichtjuden hergestellt werden? Unsere koschere Mensa an der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg steht allen offen und wird zu zwei Dritteln von Studierenden und Angehörigen der Universität Heidelberg frequentiert, weil das Essen so gut ist, besser als in den anderen Mensen. Diese Mensa ist vegetarisch und mit Fisch, koscher, ohne Fleisch, sodass es ohnehin vielen entgegenkommt. Dann ist sie auch häufig vegan, wenn es Currys gibt. Deshalb kommen Viele so gerne, obwohl sie wissen, die Mensa ist koscher und hat ein Koscher-Zertifikat. Es gibt deswegen auch besondere Auflagen, zum Beispiel darf das Geschirr nicht in den Innenhof getragen werden, damit es nicht in Kontakt kommen könnte mit unkoscheren Lebensmittelprodukten. Es wäre einmal interessant, eine Umfrage zu machen unter den Mensabesucher:innen, inwiefern ihre häufige Frequentierung der Hochschul-Mensa ein anderes Verhältnis zu Kaschrut [den jüdischen Speisegesetzen] bedeutet, ob es für sie eine „Normalisierung“ bedeutet, dass es jetzt nichts Seltsames ist, sondern dass koscher für gutschmeckend steht und mit etwas Positivem besetzt ist und nicht dieses Seltsame, Mysteriöse, Geheimnisvolle hat, sondern eben Teil ihres Alltags ist. Was dann zu der Frage leiten könnte: Ist es tatsächlich doch durch mehr Kontakte möglich, durch Berührungspunkte und Möglichkeiten der Begegnungen, so etwas wie „Normalität“ zu schaffen?

Offenberg: Das ist auch ein Ziel unseres Projekts, kurze Videos zu erstellen, die von der Selbstverständlichkeit jüdischer Lebenspraxis handeln, was das im Alltag bedeutet und wie normal sie sein kann, selbst wenn sie anders aussieht. Und wir haben schon Workshops verabredet, etwa mit einem Pastoralkolleg und mit Studierenden der Religionspädagogik, um über jüdische Ritualpraxis und deren antisemitische Diffamierung zu sprechen. Es gibt da enorm viel Unwissen und tiefsitzende Vorurteile.

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Dr. Ulrike Offenberg ist Mitarbeiterin im Projekt „Jüdische Ritualpraxis – Selbstbeschränkung und Empowerment von Jüdinnen und Juden angesichts antisemitischer Ressentiments“ und Rabbinerin der jüdischen Gemeinde Hameln. Dr. Birgit Klein ist Professorin an der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg und Projektleiterin des Verbundprojektes. Regelmäßig ist sie Gastrabbinerin in der sephardisch-jüdischen Gemeinde in Curaçao.

Das Gespräch führten Adina Stern und Monika Schärtl am 7. November 2022 per Zoom.

Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg - © M. Hawlik-Abramotiz-

Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg © M. Hawlik-Abramowitz

Rabbinerin Prof. Dr. Birgit Klein