In seinem Grußwort hob BMBF-Staatssekretär Dr. Karl Eugen Huthmacher die Relevanz der Forschung für die Bekämpfung des Antisemitismus hervor und verwies auf die Erfolge der Förderrichtlinie, die gerade auch in der Verbindung von Wissenschaft und Praxistransfer lägen. Es sei gelungen, Grundlagenforschung mit angewandter Forschung zu verbinden und wissenschaftliche Erkenntnisse für Politik und Gesellschaft zu übersetzen. Besonders die Betroffenenperspektive der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, die nach dem 7. Oktober 2023 an dramatischer Brisanz gewonnen habe, sei in den Blick genommen worden. Huthmacher betonte, die Forschungsarbeit müsse nicht zuletzt infolge der aktuellen Zunahme antisemitischer Ressentiments unbedingt fortgesetzt werden. Das BMBF habe deshalb eine weitere Förderrichtlinie dazu ausgeschrieben.
Prof. Dr. Doron Kiesel legte in seinem Grußwort eindringlich die Dynamiken und Herausforderungen der jüdischen Community in Deutschland von 1945 bis in die Gegenwart dar und warb darum, den Zentralrat der Juden in Deutschland als Partner der Wissenschaft einzubinden.
Das anschließende Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Sabine Achour, Prof. Dr. Raphael Gross, Oberstaatsanwalt Dr. Florian Hengst und Petra Pau stellte Antisemitismus als Herausforderungen für Bildung, Kultur, Justiz und Politik in den Mittelpunkt. Es bedarf einer kontinuierlichen Vernetzung zum Thema innerhalb der Einzugsbereiche aber auch darüber hinaus, konstatierte Petra Pau, um zügig und wirksam gegen Antisemitismus vorzugehen. Prof. Dr. Raphael Gross bezweifelte, ob der Begriff der Prävention außerhalb justizieller Maßnahmen sinnvoll sein und erinnerte daran, dass die Antisemitismusbekämpfung der Nachkriegsjahre in erster Linie eine Vorgabe der US-amerikanischen Besatzungsmacht war. Diese starke Intervention, die Deutschland den Ruf gelungener Erinnerungskultur eingebracht habe, sei in den heutigen Zeiten nicht zu erwarten. Hier müsse eine neue Dynamik generiert werden. Prof. Dr. Sabine Achour verwies als Beiratsmitglied der Förderlinie auf die wichtigen Ergebnisse der geförderten Projekte, die gerade auch für den Bildungsbereich neue Perspektiven und Methoden in den Fokus rückten. Es sei wichtig, jungen Menschen Diskursräume zu ermöglichen ohne sie bereits im Vorfeld als potenziell antisemitisch abzustempeln.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung finden Sie hier.
Die Veranstaltung auf der Seite Geistes- und Sozialwissenschaften des BMFTR: Forschung gegen Antisemitismus: Neue Impulse aus der Wissenschaft | Geistes- & Sozialwissenschaften
Die Veranstaltung in der Presse: https://taz.de/Gefuehle-der-Ohnmacht/!6086694/