Vom 23. bis 25. Mai 2024 fand an der Europa-Universität Flensburg die dritte AIES-Tagung mit dem Titel „Shoah und jüdische Gegenwartskultur im Schulunterricht. Antisemitismusprävention durch visuelle Medien im europäischen Kontext“ statt. Unter der Organisation von Prof. Dr. Marco Th. Bosshard, Dr. Benjamin Inal und Erduin Perez de la Vega tauschten sich auf dieser Tagung Comic-Autor*innen und Illustrator*innen, Wissenschaftler*innen, kooperierende Lehrkräfte aus Deutschland, Frankreich, Rumänien und Spanien sowie weitere Praxispartner*innen und Akteur*innen aus dem universitären und nicht universitären Bereich aus.
Vor der offiziellen Eröffnung in der Dänischen Zentralbibliothek führte uns die jüdische Gemeinde Flensburg in einem organisierten Spaziergang durch die Stadt. Unsere Gäste wurden an unterschiedlichen Stationen über die Geschichte des Judentums in Flensburg informiert, und es wurden ihnen Orte und Gebäude vorgestellt, in denen die jüdische Gemeinde aktiv ist. Zur Eröffnung wurde von Flensburger Studierenden sephardische Musik gespielt und gesungen. Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Marco Th. Bosshard folgten Grußworte von Prof. Dr. Werner Reinhart (Präsident der Europa-Universität Flensburg), Dr. Gerhard Ulrich (Antisemitismusbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein), Sabine Maya Schlattner (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Rumänien und der Republik Moldau) und Gershom Jessen (Jüdische Gemeinde Flensburg). Der Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Charlotte Schallié mit dem Titel Survivor-Centered Visual Storytelling in Holocaust and Human Right Education war der Graphic Novel-Anthologie Aber ich lebe gewidmet, aus der einige der Unterrichtsbausteine zur Antisemitismusprävention entwickelt werden. Der guatemaltekische Autor Eduardo Halfon las seine Kurzgeschichte El equilibrista (dt. Der Seiltänzer), die exklusiv für das AIES-Projekt verfasst wurde und den Shoah-Überlebenden Siegfried Meir zum Protagonisten hat. Aus Meirs Lebens- und Familiengeschichte zwischen Rumänien, Deutschland, Frankreich und Spanien sollen weitere AIES-Unterrichtsbausteine hervorgehen. In einem Podiumsgespräch diskutierten die Comic-Autoren und -Illustratoren Jordi Peidro (Alicante) und Octav Ungureanu (Bukarest) sowie der Autor Eduardo Halfon über die Herausforderungen und Chancen, den Holocaust in Graphic Novels und Literatur zu thematisieren.
Am zweiten Tag, dem 24. Mai, standen wissenschaftliche Vorträge im Mittelpunkt. Es wurden sowohl die Ergebnisse der Untersuchung von Lehrplänen und Lehrwerken in den unterschiedlichen Fächern wie Politik (Prof. Dr. Kay Peter Jankrift, Dr. Jörg Rensmann), Geschichte (Erduin Perez de la Vega für Deutschland und Till-Jascha Boß für Spanien), Deutsch (Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut), Deutsch als Fremdsprache (Eliza Cristina Comsa) zusammengefasst als auch weitere wissenschaftliche Beiträge aus historiographischer Perspektive zu Comics und Konzentrationslagern (Prof. Dr. Marc Buggeln) und zu der Graphic Memoir Undesirables (Dr. Fernando García Naharro) vorgestellt. Der spanische Lehrer Jesús Chaparro berichtete über das von ihm geschaffene neue Fach Holocausto y derechos humanos in Madrid. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs diskutierten Volker Beck (Geschäftsführer des Tikvah Instituts gUG) und Prof. Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann (Hebrew University Jerusalem) aktuelle Herausforderungen antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. Am dritten Tag, dem 25. Mai, fand ein Austausch der kooperierenden Lehrkräfte über die Erprobung der Unterrichtsmaterialien in den Schulen statt. Anschließend wurden drei letzte wissenschaftliche Vorträge gehalten, die die bisherigen Projektergebnisse aus den Fächern Spanisch (Prof. Dr. Marco Thomas Bosshard, Dr. Benjamin Inal) und Französisch (Prof. Dr. Ursula Hennigfeld) zum Gegenstand hatten.