Vereint im Ressentiment - Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 erschienen

In dieser Woche ist die neue Autoritarismus-Studie unter dem Titel: Vereint im Ressentiment: Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen erschienen. Seit 2002 wird die Entwicklung autoritärer und rechtsextremer Einstellungen in Deutschland von Wissenschaftler:innen der Universität Leipzig empirisch untersucht und analysiert.

2024 standen die Themen Antisemitismus, Sexismus und Antifeminismus sowie Demokratieverdrossenheit und die sozialen Bedingungen für Ressentiments im besonderen Fokus. Neben den bisherigen Items zu tradiertem, Schuldabwehr- und israelbezogenem Antisemitismus wurden in der aktuellen Studie erstmals auch postkolonialer und antizionistischer Antisemitismus untersucht. 

Oliver Decker, Johannes Kiess und Elmar Brähler kommen in ihrer Analyse der empirischen Befunde zu dem Fazit: „Antisemitismus ist nicht mehr ein Code, an dem sich jene erkennen, die sich gegen gesellschaftliche Emanzipations- und Modernisierungsprozesse wenden, also von antimodernen und antiaufklärerischen Bewegungen. Vielmehr tritt eine andere Brückenfunktion des Antisemitismus deutlicher in den Vordergrund: Er wird links wie rechts in dem Maße desto häufiger gebraucht, je stärker die Gesellschaft durch die Identitätslogik geprägt ist. In der gut »sortierten Gesellschaft« (Richardt, 2018) macht sich die Ambivalenz der Identität ausgerechnet in den gesellschaftlichen Bewegungen bemerkbar, denen es dem eigenen Anspruch nach um die Überwindung der gesellschaftlich homogenisierenden Gewalt geht.“ (Autoritarismus-Studie 2024, S. 156)

Die Studie wird von der Heinrich Böll Stiftung herausgegeben und ist hier kostenlos abrufbar.